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Bob Marley
songs about war
Sunday Bloody Sunday - U2

Gleich von Anfang an, von dem Gewehrsalven-ähnlichen Ratatatat-Drumbeat, mit dem dieser Klassiker von U2 aus dem Jahr 1983 beginnt, wird klar, dass Bono und Co ernsthaft sauer sind. Der Bloody Sunday war ein Vorfall in Nordirland, bei dem britische Soldaten 14 unbewaffnete Zivilisten töteten – und dieses Lied ist U2s Aufruf zur Vernunft an alle Menschen, die sich für Gewalt entscheiden. Dabei fragt sich Bono: „How long must we sing this song?“ (Achtung, Spoiler: wahrscheinlich sehr lange!). Der Songtext beginnt damit, dass sich der Sänger schockiert äußert: „I can’t believe the news today“. Diese erste Zeile wäre eigentlich eine sehr viel offensichtlich politischere gewesen: „Don’t talk to me about the rights of the IRA, UDA“ (beides Terrorgruppen, die auf unterschiedlichen Seiten in Nordirland kämpften). Abgesehen davon, dass diese kontroverse Zeile viel zu viele Silben enthält, fürchtete die Band, dass sie sie ernsthaft in Gefahr bringen könnte, daher schrieben sie sie um. Die Violine, die man in dem Song hört, kam übrigens eher zufällig dazu. Ein Typ aus Dublin traf eines Morgens den U2-Gitarristen Edge an einer Bushaltestelle – wie das halt so passiert. Er fragte, ob U2 einen Violinisten gebrauchen könnten, und fand sich kurz darauf im Studio wieder, wo er eine der kultigsten Geigenpartien aller Zeiten einspielte. Fragen kann nie schaden!

Buffalo Soldier Bob Marley

Es ist zwar durchaus verlockend, sich vorzustellen, dass Bob Marleys Klassiker, den er kurz vor seinem Tod 1981 aufnahm, tatsächlich ein Song über einen Granaten werfenden Büffel in einem engen, verschwitzten Unterhemd ist, aber eine genauere Analyse des Textes verrät, dass das wahrscheinlich doch eher nicht der Fall ist. Buffalo Soldier ist im Grunde vielmehr eine kurze Geschichtsstunde zu einem Thema, das in Geschichtsbüchern oft ausgespart wird. In den Indianerkriegen im späten 19. Jahrhundert kämpften viele Afroamerikaner für die USA gegen die amerikanischen Ureinwohner, die die Schwarzen „buffalo soldiers“ nannten. Bob scheint ziemlich sauer angesichts des Gedanken, dass die weißen Machthaber schwarze Soldaten für sie die Drecksarbeit machen ließen: „And he was taken from Africa, brought to America / Fighting on arrival, fighting for survival“. Und die Weißen scheinen wohl alles andere als dankbar für die Opfer der schwarzen Soldaten gewesen zu sein: Sie verspotten den schwarzen Protagonisten in dem Song, fragen ihn „who the ‘eck“ er denkt, dass er sei, dass er Gleichbehandlung fordert. Bezeichnenderweise scheint dieser aber alles andere als wütend zu sein und singt sein berühmtes „Woy-yoy-yoy“, während er durch das Land zieht. Anstatt sich in Schuldzuweisungen zu ergehen, scheint sich Bob entschieden zu haben, die Dinge hier lieber richtigzustellen.

A Hard Rain’s A-Gonna Fall Bob Dylan

Nein, Bob Dylans Klassiker von 1963 ist keine Warnung, angesichts eines herannahenden Gewitters einen Regenschirm parat zu haben, sondern eher eine ziemlich düstere Ankündigung, dass, oh, Sie wissen schon, unser aller Untergang bevorsteht. Als der Song herauskam, war auf der Plattenhülle zu lesen, dass er laut Dylan von der Kubakrise 1962 handelt. Später korrigierte Bob das allerdings und meinte, es gehe allgemein um ein herannahendes Ende, ob nuklear oder nicht. Und der Sänger war eindeutig überzeugt, dass dieses Ende nah war, der Song handelt von Kriegen und anderen Miseren, sowohl persönlicher als auch kollektiver Natur: „I’ve stumbled on the side of twelve misty mountains … I heard the roar of a wave that could drown the whole world“. Dylan wollte dabei, dass jede Textzeile wie der Beginn eines neuen Songs klingt, er sagte dem Rolling Stone dazu einmal: „Ich dachte, ich hätte nicht mehr genug Zeit, all diese Songs zu schreiben, also packte ich alles in diesen einen.“ In der letzten Strophe scheint sich Bob dazu zu entscheiden, dass seine Rolle darin besteht, einfach weiterzusingen, um der Menschheit klarzumachen, auf welch schrecklichem Pfad wir unterwegs sind. Mittlerweile muss er wohl schon etwas heiser sein.

Goodnight Saigon Billy Joel

Wenn man die Huschraubergeräusche am Beginn hört, ist klar, dass Goodnight Saigon episch wird. Billy, der den Song für einen Freund, der in Vietnam gedient hatte, schrieb, zeichnet darin das Bild ganz normaler junger Männer, die sich zu schnell veränderten: „We met as soul mates on Parris Island / We left as inmates from an asylum / And we were sharp, as sharp as knives / And we were so gung ho to lay down our lives“. Die jungen Männer auf Parris Island (einer Militärbasis in South Carolina) verstehen sich prächtig, werden im Laufe ihrer Ausbildung aber einer Art Gehirnwäsche unterzogen. Im weiteren Verlauf beschreibt der Song die Schrecken des Krieges, wobei jeder Refrain zu einer bittersüßen Bekräftigung der ewigen Kameradschaft zurückkehrt: „And we would all go down together“. Diese Zeile scheint heldenhaft, ist vielleicht aber eher ein Seitenhieb auf die amerikanische Gesellschaft, die genau diese Soldaten nach ihrer Rückkehr einfach fallengelassen hat. Billy sagte tatsächlich einmal, dass die heimkehrenden Soldaten gebührend willkommen geheißen werden sollten, egal ob die Menschen mit dem Krieg nun einverstanden waren oder nicht. Und um wenigstens etwas wiedergutzumachen bittet Billy, wenn er diesen Song auf Konzerten spielt, regelmäßig Veteranen auf die Bühne.

Shipbuilding Elvis Costello and The Attractions

Anfang der 80er war die Lage in Großbritannien, vor allem im Norden, alles andere als rosig. Die Industrie siechte dahin, und viele Menschen waren arbeitslos. Im April 1982 zog Großbritannien dann in den Krieg: Argentinien war auf den Falkland-Inseln einmarschiert, und es war an der Zeit, wie Newsweek so treffend formulierte, dass das Reich zurückschlug („for the empire to strike back“). Für Städte, in denen Schiffsunternehmen ansässig waren, wie Liverpool und Glasgow, brachte das ein unerwartetes Problem. Plötzlich waren ihre zuvor aufgelassenen Schiffswerften wieder gefragt, um Schiffe kriegstauglich zu machen – aber um welchen Preis? In Shipbuilding (1983) lässt uns Elvis Costello an dem Kleinstadttratsch teilhaben, der damals wohl in einigen Städten zu hören war: „It’s just a rumour that was spread around town … Soon we’ll be shipbuilding / Well, I ask you / The boy said, ‚Dad, they’re going to take me to task / But I’ll be home by Christmas‘“. Die Väter der Stadt freuten sich, dass es jetzt wieder Arbeit und Geld gab, sie wussten aber auch, dass die Schiffe, die sie bauten, ihre Söhne in den Krieg bringen würden. Zu sparsamer Klavierbegleitung und einem herzzerreißenden Trompetensolo von Chet Baker fragt sich Elvis, was der Sinn von alldem ist, warum man im Meer nach durch

Elvis Costello